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Wussten Sie, ...

dass die Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern, Trägerin des Projektes NACHFOLGEZENTRALE MV, bereits rund 530 Unternehmensnachfolgen durch Hilfe bei der Finanzierung begleitet hat? Was eine Bürgschaft ist und was sie kann, erfahren Sie hier.

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Nachfolgerin Chris-Aike Spring im Interview: "Seniorenbetreuung & Häusliche Dienste"

10.04.24

Erfolgreiche Nachfolgeregelung: Seniorenbetreuung & Häusliche Dienste

Chris-Aike Spring und Reinhard Timm

Chris-Aike Spring und Reinhard Timm (Foto: Seniorenbetreuung & Häusliche Dienste)

Wer Jahrzehnte lang ein Unternehmen aufgebaut und geführt hat, muss irgendwann entscheiden: Wie geht es mit meinem Unternehmen in Zukunft weiter? Die gleichen Gedanken beschäftigten auch Reinhard Timm, der das Unternehmen Seniorenbetreuung & Häusliche Dienste im Jahr 2006 gründete und nun in den Ruhestand gehen möchte. Mit der Planung der eigenen Nachfolge hat er bereits Ende 2022 angefangen. Über die IHK zu Rostock hat er sich im Oktober 2023 an die Nachfolgezentrale MV gewandt und nach einigen Gesprächen wurden ihm zeitnah acht Interessenten vorgeschlagen – der Nachfolgeprozess kam ins Rollen!

Nun wurde das Unternehmen von der Kontaktanbahnung im November 2023 bis zur offiziellen Übergabe im März 2024 erfolgreich an Chris-Aike Spring übergeben. „Mit Frau Spring habe ich jemanden gefunden, der neben der fachlichen Kompetenz auch den unbedingten Willen und ein Herz für Mitarbeiter und unsere zu Betreuenden hat“, schließt Herr Timm ab. 

Die größte Herausforderung war, bei laufendem Geschäftsbetrieb diesen zusätzlichen Aufwand zu stemmen, den dieser Prozess mit sich bringt. „Aber ich hatte mit Frank Bartelsen von der Nachfolgezentrale MV einen sehr engagierten und kompetenten Berater, der mich in dieser Phase begleitet hat“, erzählt Herr Timm. 

Frank Bartelsen schließt ab: „Herr Timm und Frau Spring waren beide sehr gut vorbereitet und hatten den festen Willen, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Dies hat die verhältnismäßig schnelle Übergabe überhaupt erst möglich gemacht.“ 

Die Nachfolgezentrale MV hat Chris-Aike Spring interviewt:

1. Woran haben Sie gemerkt, dass Sie gern selbstständig sein möchten?

Ich habe 10 Jahre lang in leitenden Positionen von Konzernen gearbeitet und musste immer wieder die gleichen Probleme feststellen. Die soziale Kälte, die Vernachlässigung von gesellschaftlichen Werten und die permanente und einseitige Ausrichtung auf die Gewinnmaximierung, hat mich dazu bewogen, selbst Verantwortung zu übernehmen und die Dinge besser machen zu wollen. Deshalb wollte ich ein persönliches, menschenzentriertes Unternehmen gründen, das sich nahbar, echt und mit viel Herz zeigt. Das meine eigenen Werte widerspiegelt und mit dem ich einen Unterschied im Leben vieler Menschen machen kann.

2. Welche Erfahrungen/Qualifikationen bringen Sie aus Ihrer vorherigen Tätigkeit mit?

Ich war vorher als Niederlassungsleiterin im Dienstleistungsbereich für Insolvenzen tätig. Zum einen habe ich also fast 6 Jahre eine selbstständige Einheit mit allen dazugehörigen Themenkomplexen wie Personal, Marketing, Qualitätsmanagement, Arbeitssicherheit, Projekt- und Bestandskundenmanagement sowie Kundenakquise und Finanzen geführt. Zum anderen habe ich detailliertes Wissen darüber, welche Branchen und Bereiche aktuell anfällig für Liquiditätsprobleme sind und welche Probleme in der Folge zu Insolvenzen führen. 
Da der Altinhaber das Unternehmen v.a. kaufmännisch geführt hat, war ich mir, trotz der fehlenden Branchenkenntnis sicher, dass meine Qualifikationen absolut ausreichend sind, um die Nachfolge erfolgreich antreten zu können.

3. Wie sind Sie auf die NACHFOLGEZENTRALE MV aufmerksam geworden?

Als Mitglied und Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Rostock habe ich in den letzten 14 Monaten die unterschiedlichsten Unternehmer kennengelernt. Und natürlich war auch jemand dabei, der schon ein Unternehmen erfolgreich über die NACHFOLGEZENTRALE MV gekauft hat. Und das hat mich so neugierig gemacht, dass ich mich eingehender mit dem Thema beschäftigt habe und den Kontakt zu Herrn Bartelsen gesucht habe.

4. Waren Sie sich schnell sicher, dass Sie das passende Unternehmen gefunden haben?

Ich persönliche finde, dass es auf zwei Themen ankommt: In erster Linie auf das Bauchgefühl und an zweiter Stelle auf gute Zahlen. Wenn man sich neu bei der NACHFOLGEZENTRALE MV anmeldet, bekommt man gerade zu Beginn sehr viele Vermittlungsvorschläge. Binnen einer Stunde habe ich von Herrn Bartelsen ca. 10 mögliche Unternehmen, die zum Verkauf stehen, vorgeschlagen bekommen. Also habe ich alle erst einmal grob überflogen, um ein besseres Gefühl zu bekommen. Bei dem Unternehmen Seniorenbetreuung & Häusliche Dienste habe ich aber direkt geantwortet, dass mein Lebenslauf an den Inhaber weitergegeben werden soll. Ich wusste intuitiv, dass es das war, wonach ich gesucht habe. Dieses Gefühl hat sich auch sofort bestätigt, als ich Herrn Timm beim ersten Termin kennengelernt habe. Er war offen und ehrlich, authentisch und man hat gemerkt, wie wichtig es ihm war, seine Mitarbeiter und Kunden in verantwortungsvolle Hände zu übergeben. Menschlich war ich schon nach 10 Minuten überzeugt. Schlussendlich durfte ich bei dem ersten Termin aber auch einen Blick auf die BWA werfen. Nach einer Minute durchblättern, war auch die Finanzerin in mir absolut zufrieden gestellt. Hätte Herr Timm mir in dem Moment schon einen Vertrag vorgelegt – ich hätte direkt unterzeichnet.

5. Wie lange hat der Prozess gedauert?

Ich habe mich Ende Oktober bei der NACHFOLGEZENTRALE MV angemeldet und die ersten Vermittlungsvorschläge habe ich am 09.11.2023 erhalten. Der erste Termin mit dem Altinhaber war am 15.11.2023. Dann zog es sich ein paar Wochen, da Herr Timm die Zeit benötigt hat, um sich mit weiteren Interessenten zu treffen. Anfang Dezember hat mir Herr Timm dann mitgeteilt, dass ich in der engeren Wahl war. Mir war klar, dass derjenige den Zuschlag bekommt, der schneller die Finanzierung auf die Beine stellt. Es ist mir durch die Unterstützung von der OSPA gelungen, innerhalb von 6 Tagen eine Finanzierungsbestätigung zu erhalten. Das hat Herrn Timm so beeindruckt, dass wir uns noch Weihnachten mündlich einig waren. Der Kaufvertrag wurde schlussendlich am 10.01.2024 unterschrieben und zum 04.03.2024 habe ich final das Einzelunternehmen übernommen. Vom Vermittlungsvorschlag bis zur Übernahme hat es also nur 4 Monate gedauert.

6. Welches waren die größten Herausforderungen im Prozess und wie haben Sie diese bewältigt?

Aufgrund der sehr zügigen Übergabe musste ich tatsächlich am meisten meine Ungeduld in den Griff bekommen, da vor allem die bürokratischen Prozesse der Behörden sehr zeit- und nervenaufreibend waren. Schlussendlich konnte ich allerdings jede Hürde überwinden und für jedes Problem eine Lösung finden. An der Stelle möchte ich mich noch einmal bei meinem Netzwerk bedanken, aus dem häufig die richtigen Hinweise zur richtigen Zeit kamen. Die größte persönliche Herausforderung war das „Vertrauen“. Herr Timm hat mir gesagt, wann ich mich um was kümmern muss, welche Genehmigung oder Schulung ich brauche und bei wem ich mich wann vorstellen muss. Da ich branchenfremd war (und gefühlt auch noch immer bin), musste ich mich darauf verlassen, dass er an alles denkt und mir die richtigen Hinweise zur richtigen Zeit gibt. Aber auch das hat alles in allem reibungslos geklappt – vielen Dank an Herrn Timm.

7. Welche besonderen Vorzüge hatte für Sie die Idee der Unternehmensnachfolge im Vergleich zu einer Start-up-Gründung?

Ich persönlich hätte niemals ein Start-up gegründet und dafür gibt es zwei ganz simple Gründe. Erstens habe ich keine innovative Idee. Ich habe immer im Dienstleistungsbereich gearbeitet und bin eine sehr gute Führungskraft, aber mir fehlt es an der notwendigen Kreativität, um eine konkrete Idee zu entwickeln und zu verfeinern. Und zweitens habe ich nicht die Geduld bei null anzufangen und die ersten Monate der Gründung von Luft und Liebe zu leben. Alle Kunden, Dienstleister und Mitarbeiter müssen erst gefunden und auf das Unternehmen eingeschworen werden. Ein neuer Markteintritt, bei dem niemand Deine Marke oder Idee kennt, ist meines Erachtens nach deutlich schwieriger und nervenaufreibender als der Kauf eines Unternehmens mit allen notwendigen Kontakten, Kunden und Mitarbeitern.

8. Was sind Ihre Ziele und welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?

Ich möchte das Unternehmen gerne zukunftsfähig gestalten und weiter ausbauen. Gerade im Bereich der Digitalisierung und Vereinfachung von Prozessen gibt es noch einige To-Do's die zwar nicht kritisch sind, aber die uns die Arbeit erleichtern werden. Als Herausforderung empfinde ich das Durchschnittsalter des Teams. Viele Mitarbeiter sind schon von Beginn an bei Herrn Timm und sind mit ihm gemeinsam gealtert. Hier muss ich rechtzeitig beginnen, das Team – bei gleichzeitigem Wissenstransfer – zu verjüngen.


9. Gibt es einen Rat, den Sie für andere Nachfolgeinteressierte haben, die diesen Weg noch antreten möchten?

Ja, baut Euch rechtzeitig ein großes Netzwerk auf. Am besten ebenfalls mit Unternehmern, die die Herausforderungen kennen und im besten Fall den gleichen oder einen ähnlichen Weg schon gegangen sind. Nehmt Kontakt mit der IHK auf, auch hier erhaltet Ihr hervorragende Tipps und Empfehlungen.
Ohne mein Netzwerk wäre ich weder auf die Idee gekommen, mich selbstständig zu machen noch hätte der Ablauf so reibungslos funktioniert. Viele Ideen, Möglichkeiten und die richtigen Kontakte sind erst durch mein Netzwerk zustande gekommen. Und gerade wenn es zeitkritisch und wichtig ist, helfen einem die richtigen Kontakte dabei, alles on point hinzubekommen.